Holzhäuser – Bauweisen und Architektur
Holz gilt als Baustoff der Zukunft und das aus guten Gründen. Das natürliche Material ist nachhaltig, energieeffizient und schafft ein gesundes Wohnklima. Doch Holzhaus ist nicht gleich Holzhaus: Die Bauweisen unterscheiden sich stark und auch die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig. Hier erfährst du, welche architektonischen Lösungen es gibt und wie dein Traumhaus aus Holz aussehen könnte.
Texte: Sylvia Gatzka
Der Baustoff Holz ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern wirkt sich auch positiv auf unser Wohlbefinden aus. Seine vielen Vorteile in Bezug auf Nachhaltigkeit, Gesundheit und Design werden in dem Beitrag „Besser bauen mit Holz“ ausführlich erklärt. Wenn du dich für den Baustoff entschieden hast, stellt sich jedoch die Frage, wie dein Holzhaus gebaut werden soll und welchen Stil du ihm verleihen möchtest. Wir haben eine Auswahl an Fertigungstechniken, Bauweisen und Architekturtypen für dich zusammengestellt.
Übersicht der Holzbauweisen
Beim Holzbau unterscheidet man zwischen zwei Arten von Bausystemen, die sich in Konstruktion, Montage und Erscheinungsbild voneinander abgrenzen.
| Bau- bzw. Konstruktionssystem | Beschreibung | Beispiele |
| Flächige Systeme | Das Gebäude wird aus flächigen Elementen wie zum Beispiel Platten und Scheiben zusammengesetzt. | Flächige Systeme aus massiven Elementen: Blockbau, Brettstapelbau, Brettsperrholzbau. Flächige Systeme aus zusammengesetzten Elementen: Kasten- und Flächenelemente, Kreuzbalken, Holzbausteine |
| Aufgelöste, stabförmige Systeme | Diese Konstruktionssysteme bilden das tragende Skelett eines Gebäudes. Die Zwischenräume müssen ausgefüllt werden, damit eine geschlossene Gebäudehülle entsteht. | Fachwerkbau, Skelettbauweise, Holzrahmen-, tafelbauweise |
Neben diesen gängigen Konstruktionssystemen gibt es noch die Hybridbauweise, bei der Holz mit anderen Materialien wie beispielsweise Beton oder Stahl kombiniert wird. Welches System sich am besten für dein Traumhaus eignet, hängt einerseits von praktischen Kriterien ab, zum Beispiel dem jeweiligen Platzbedarf und deinem Wunsch Eigenleistung zu erbringen. Andererseits spielen aber auch deine individuellen Vorlieben und dein ästhetischer Anspruch bei der Auswahl eine wichtige Rolle. Bedenke außerdem, dass ein höherer Vorfertigungsgrad eine größere Zeitersparnis auf der Baustelle begünstigt.
Holzmassivbau
Massive Bauelemente können sowohl aus Nadel- als auch Laubhölzern gefertigt werden. Beispielsweise eignen sich Fichte, Lärche und Douglasie für die Herstellung, aber auch Buche und Eiche, seltener andere Laubbaumarten wie Ahorn und Pappel. Auch hier gibt es verschiedenen Ausführungen.
| Bauweise | Beschreibung |
| Blockbauweise | Bei der Blockbauweise werden die Wände aus übereinanderliegenden Kant- oder Rundhölzern hergestellt. Diese können von Herstellern auch maschinell gefertigt werden und sind oftmals geklebt. |
| Brettstapelbauweise | Hochkant gelegte Bretter werden zu tragfähigen Platten verbunden und für Wände und Decken verwendet. |
| Brettsperrholzbauweise | Kreuzweise verleimte (oder verdübelte) Massivholzplatten bieten hohe Stabilität und eignen sich für mehrstöckige Gebäude. Die Massivbauweise mit Brettsperrholz ermöglicht eine Vorfertigung ganzer Wand-, Decken und Dachelemente. |
Obwohl Holz über gute Dämm- und Wärmespeichereigenschaften verfügt, müssen die Wände in massiver Holzbauweise mehrschichtig aufgebaut werden, um den aktuellen Anforderungen an die Energieeffizienz gerecht zu werden. Eine Verbesserung des Schallschutzes lässt sich bei einer massiven Holzdecke oder Trennwand durch eine Verkleidung (Dämmmaterial) oder Beplankung bewirken.

Holzskelettbau
Bei der Skelettbauweise wird ein tragendes Holzgerüst errichtet, an das dann die Wandelemente angebracht werden. Die Struktur besteht aus linearen beziehungsweise stabförmigen Bauteile wie Stützen und Trägern. Aus bauphysikalischen Gründen wird diesem Gerüst dann meist die Gebäudehülle vorgesetzt. Die Skelettbauweise ermöglicht einen hohen Vorfertigungsgrad der Bauelemente und die offene Struktur bietet viel Flexibilität.

Fachwerk
Fachwerkhäuser gelten als Vorläufer des Holzskelettbaus. Bei dieser traditionellen Bauweise ist das Tragewerk sichtbar und setzt sich aus Holzbalken, -ständern, -riegeln und -streben zusammen. Die Zwischenräume (Gefache) sind hingegen mit Lehm (in Verbindung mit z. B. Stroh), Naturstein oder Ziegelmauerwerk ausgefüllt. Kalkputz und Farbe sorgen für den typischen Look und schützen das Holz.
Heutzutage wird die herkömmliche Fachwerkbauweise nur noch selten angewandt, da das Tragewerk und die Ausfachung sowohl eine Ebene als auch die Gebäudehülle bilden. Hierdurch lassen sich aktuelle bauphysische Anforderungen kaum umsetzen. Stattdessen werden Fachwerkhäuser in moderner Auflage errichtet oder bereits bestehende Gebäude nachhaltig saniert und modernisiert.
Holzrahmenbau und Holztafelbau
Beide Systeme gehören zu den Leichtbauweisen und nutzen ein Ständerwerk. Wie der Name bereits vermuten lässt, werden die Wände bei einem Holzrahmenbau aus Holzrahmen errichtet. Diese sind mit senkrechten Ständern und waagerechten Riegeln versehen. Die Innen- und Außenseite der Rahmen werden dann mit Holzwerkstoffplatten verkleidet und der Zwischenraum auf der Baustelle mit Dämmmaterial ausgefüllt.
Der Unterschied zwischen Holztafelbau und Holzrahmenbau besteht darin, dass beim Holztafelbau die Wandelemente im Werk des Unternehmens vorgefertigt werden und nicht erst, wie beim Holzrahmenbau, auf der Baustelle entstehen. Das ermöglicht einen sehr hohen Vorfertigungsgrad, verkürzt die Bauzeit und macht den Holztafelbau zu einer typischen Bauweise für industriell gefertigte Fertighäuser.
Beide Bauweisen eignen sich aufgrund der kurzen Bauzeit und ihres geringen Gewichts ideal für Aufstockungen in beispielsweise städtischer Lage. Zudem verfügen die Bauweisen über gute Dämmwerte und viele Möglichkeiten zur Eigenleistung beim Innenausbau.

Holzhybridbau
Bei einem Holzhybridbau werden verschiedene Materialien, hauptsächlich Holz mit Beton und Stahl, kombiniert. Dabei lassen sich die Vorteile der einzelnen Baustoffe miteinander vereinen. Holz wird beispielsweise aufgrund seiner Nachhaltigkeit für die Gebäudehülle und tragende Elemente verwendet. Beton kommt wiederum als statisches Element für Fundamente, Treppen oder Fahrstuhlschächte zum Einsatz. Die Holzhybridweise ist vor allem im konstruktiven Aufbau von mehrgeschossigen Gebäuden beliebt.
Architekturstile
Holzhäuser können in den verschiedensten Architekturstilen realisiert werden, die von traditionell und rustikal bis zu modern und minimalistisch reichen. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts ließen sich Gebäude aufgrund beispielsweise klimatischer Bedingungen, der vor Ort zur Verfügung stehenden Rohstoffe und funktionaler Anforderungen relativ leicht einem geografischen Kontext zuordnen. Auch das Kopieren regionaler Stile in anderen Gegenden war selten. Heutzutage ist dem nicht mehr so: Architektur wird immer internationaler, die regionale Bezugnahme nimmt ab, während die Individualität beim Wohnen zunimmt. So ist ein „alpenländisches“ Blockhaus im Schwarzwald oder ein „Schwarzwaldhaus“ in Norddeutschland nichts Ungewöhnliches mehr.
Welcher Architekturstil gewählt wird, hängt somit von deinem persönlichen Geschmack und dem geltenden Bebauungsplan ab, der zum Beispiel die Anzahl der Geschosse und der Dachform vorgeben kann. Wer in einem historischen Stadtviertel ein neues Haus plant, muss außerdem berücksichtigen, dass sich die Architektur harmonisch in die bestehende Bebauung einfügt. Die zuständige Denkmalbehörde steht dir beratend zur Seite, damit der städtebauliche Gesamteindruck erhalten bleibt.
Obwohl der Holzbau vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten zulässt, gibt es einige besonders beliebte Stilrichtungen, die den sichtbaren Einsatz des natürlichen Baustoffs unterstreichen:
| Stil-Beispiele | Beschreibung |
| Skandinavischer Stil | Schlichte Eleganz, Funktionalität und Naturverbundenheit kennzeichnen den nordeuropäischen Stil. Beispiel: farbig gestrichene Schwedenhäuser. |
| Landhausstil | Ist ein ländlich stilisiertes, frei stehendes Wohnhaus, bei dessen Bau Naturmaterialien zum Einsatz kommen. Beispiel: Landhaus im englischen Stil (engl.: Cottage-Style). |
| Alpenstil | Charakteristisch für Holzhäuser in der Alpenregion sind eine rustikale Anmutung mit beispielsweise großzügigen Balkonen und ausladenden Dachüberständen. Beispiel: Chalet-Architektur. |
| Moderne Holzarchitektur | Dieser Stil zeichnet sich durch klare Linien, offene Grundrisse und eine großflächige Verglasung aus. |
Die hier genannten beispielhaften Stilrichtungen lassen sich auch miteinander verbinden. So gibt es beispielsweise Häuser im Land- oder Alpinen-Stil in zeitgenössischer Ausführung. Generell kann sich auch moderne Architektur städtebaulich einfügen und sollte die Maßstäblichkeit der Umgebung respektieren und aufnehmen.
Fazit
Für dein individuelles Holzhaus steht dir eine große Bandbreite an Bauweisen – von Massivholz- über Rahmen- und Skelettbau bis hin zu Hybridlösungen – zur Auswahl. Gleichzeitig bieten unterschiedliche Architekturstile gestalterische Möglichkeiten, um deinem Domizil Charakter zu verleihen. Der natürliche Baustoff bietet damit ideale Voraussetzungen, um ein Haus zu gestalten, das zu deinen Bedürfnissen, ästhetischen Ansprüchen und Werten passt.
Du hast noch mehr Fragen rund ums Thema Holzhäuser? Antworten gibt es in unserer






