Treppen Know-how

Die Treppe in deinem neuen Haus soll nicht nur komfortabel und sicher zu begehen sein, sie darf auch gerne noch gut aussehen. Hier erfährst du alles, was du über Treppen im Ein- und Zweifamilienhaus wissen musst.

Texte: Dipl. Ing. (FH) Hans Graffé

Treppen dienen dazu, Höhenunterschiede bequem und trittsicher zu überwinden und sind damit ein wichtiges verbindendes Element im Haus. Sie führen uns in obere Geschosse oder in den Keller und werden tagtäglich vielfach begangen. Ihre komfortable Nutzung und Sicherheit hängt eng mit ihrer Form zusammen und diese wiederum hat Auswirkungen auf ihre mögliche Lage im Hausgrundriss.

Handlaufgetragene Treppen wirken besonders leicht und filigran: Sie benötigen aber eine stabile, begleitende Wand, an der die Stufen wandseitig befestigt werden können. An der freien Seite sorgen die Geländerstäbe mit einem statisch tragenden Handlauf für Stabilität. Foto: alexandre zveiger/www.stock.adobe.com

Wo ordnet man die Treppe im Hausgrundriss am besten an?

Klassischerweise führt die Treppe von der Diele aus ins Obergeschoss. Das hat den Vorteil, dass dieser unruhige „Verkehrsweg“ optisch und akustisch vom Wohnbereich getrennt ist. Das Obergeschoss kann separat genutzt werden, z.B. von den erwachsenen Kindern, ohne dass es die anderen Bewohner stört. Bei solchen Treppen in Dielen oder Treppenhäusern steht in der Regel die Funktionalität im Vordergrund. Halbgewendelte Treppen eignen sich hier sehr gut, denn sie sind kostengünstig und benötigen mit Abstand am wenigsten Platz. Kommt es nicht auf jeden Quadratmeter an, sind auch viertelgewendelte Treppen oder Podesttreppen eine gute Wahl. Bei offenen Wohnkonzepten, bei denen die Treppe in den Wohnbereich integriert ist, ergeben sich ganz andere gestalterische Ansprüche. Gerade, einläufige Treppen beispielsweise werden hier oft als Eyecatcher in der Mitte des Raumes platziert. Sie benötigen zwar mehr Platz, vermitteln dadurch aber auch Großzügigkeit und Weite.

Ganz grundsätzlich sind folgende Treppenformen möglich:

  • gerade
  • viertelgewendelt
  • halbgewendelt (alternativ zweiviertelgewendelt)
  • mit Podest
  • Spindel
Die Form der Treppe ist ausschlaggebend dafür, wie komfortabel und sicher sie zu begehen ist. Außerdem bestimmt die Treppenform, wie viel Platz sie im Hausgrundriss einnimmt und wie viel zusätzliche Flurfläche nötig wird, um den Treppenan- und -austritt auf allen Geschossen zu erreichen.

Bei der Wahl des Hausgrundrisses und der daraus resultierenden Treppenform spielen also funktionale Aspekte eine Rolle, aber auch gestalterische Überlegungen. Familiäre Situation, Zukunftsplanung und persönliche Vorlieben fließen mit ein. Je nach Treppenform und Anordnung im Grundriss bietet sich der Platz unter der Treppe als zusätzlicher Stau- oder Wohnraum an. Mach dir frühzeitig Gedanken, ob und wie sich dieser Raum nutzen lässt. Lass dich bei dieser wichtigen Frage von deinem Architekten, Haushersteller oder Treppenbauer beraten.

Welche Maße an der Treppe sind wichtig?

Unterschieden wird bei den Maßen einer Treppe zwischen notwenigen und nicht notwendigen Treppen. Eine notwendige Treppe ist nach Baurecht eine Treppe, die ein Wohngeschoss erschließt und im Brandfall als Fluchtweg dient. Die technischen Anforderungen an Treppen in Deutschland sind in der DIN 18065 festgelegt.  Sie enthält die technischen Anforderungen an Treppen, darunter Steigung, Auftritt und Geländerhöhe. Spezifische Vorgaben je nach Bundesland regeln darüber hinaus die Landesbauordnungen (LBOs). Maßgeblich in Sachen Barrierefreiheit ist die DIN 18040. Folgende Maße sind Orientierungswerte, die du bei der Treppenplanung einhalten solltest:

  • Laufbreite: mindestens 80 cm, komfortabel sind 100 cm
  • Stufenhöhe: 14 bis 20 cm
  • Stufentiefe: 23 bis 37 cm
  • Stufenanzahl: meist 14, je nach Geschosshöhe bis zu 16
  • Geländerhöhe: mindestens 90 cm
  • Kopfhöhe: mindestens 2 m

Nicht notwendige Treppen dagegen sind zusätzliche Treppen zu Wohngeschossen. Die Vorgaben der DIN sind reduziert, so gilt hier z.B. eine Mindestlaufbreite von 50 cm. Auch Treppen, die zu Räumen führen, die nur zu Lagerzwecken genutzt werden wie z.B. dem Dachboden, sind nicht notwendige Treppen und können daher steiler und schmaler sein als notwendige Treppen.

Holztreppen – vielseitige Klassiker

Am verbreitetsten und häufig auch am preisgünstigsten sind Treppen aus Holz. Die folgenden Kriterien bestimmen ihren Charakter und ihr Aussehen:

  • Bauart: aufgesattelt, mit Wangen, handlaufgetragen oder Faltwerk
  • Treppentyp: offen oder geschlossen
  • Holzart: Holzwerkstoff, massives Laub- oder Nadelholz

Bauart: Holztreppen gibt es vereinfacht gesagt in vier Bauarten: Liegen die Trittstufen auf Holmen auf, spricht man von aufgesattelten Treppen, befinden sie sich zwischen seitlichen Brettern, nennt man sie Wangentreppen. Bei handlaufgetragenen Treppen sind die Stufen wandseitig mit Bolzen befestigt, zum Treppenauge hin sind sie über die Geländerstäbe mit einem statisch tragenden Handlauf verbunden. So sind leichte, filigrane Konstruktionen möglich, die sich zudem als System kostengünstig planen und herstellen lassen. Optisch sehr attraktiv sind z.B. zickzackförmige Faltwerktreppen aus Massivholz. Darüber hinaus gibt es unterschiedlichste, individuell geplante Sonderausführungen von Treppen.

Holzart: Buche ist durch ihre Festigkeit und Härte das beliebteste Treppenholz. Aber auch andere einheimische Laubholzarten sind sehr widerstandsfähig, z.B. Eiche, Esche und Ahorn. Nadelhölzer wie Fichte und Kiefer sind weicher, Gebrauchsspuren daher schneller erkennbar. Mittlerweile werden aus Kostengründen auch verschiedene Holzwerkstoffe als Stufenmaterial eingesetzt.

Wer Fußböden aus Holz in Erwägung zieht, sollte mit seinem Architekten oder Haushersteller über die Möglichkeit sprechen, Treppe und Boden aus dem gleichen Material zu fertigen. Das sieht edel aus und kostet nicht zwangsläufig mehr.

Welche Materialien für Treppen gibt es noch?

Neben Holz hat sich Stahl im Treppenbau als Baumaterial etabliert. Er kommt z.B. für die Holme bei aufgesattelten Treppen zum Einsatz oder für filigrane Seiten bei Wangentreppen. Auch Geländerstäbe sind häufig aus Stahl.

Glas ist ein beliebtes Material für Geländerausfachungen und Brüstungen. Das sieht edel aus und verleiht der Treppe Leichtigkeit. Glaskonstruktionen sind jedoch aufgrund der Sicherheitsanforderungen eine eher kostspielige Angelegenheit: das sollte bei der Budgetplanung berücksichtigt werden.

Im Massivbau sind Treppen aus Beton eine Alternative. Belegt mit Stufen aus Holz oder Fliesen fügen sie sich harmonisch ins Haus ein.

Tipp: Auch bei einem Materialmix darauf achten, dass die Treppe aus einer Hand kommt. Sind unterschiedliche Gewerke involviert, kann es schnell zu Unstimmigkeiten kommen.

Was ist hinsichtlich der Sicherheit zu beachten?

Je nach individueller motorischer Entwicklung können Kinder zwischen 3 und 5 Jahren sicher alleine Treppen hinauf- und – viel schwieriger – auch hinabsteigen. Foto: SkyLine/www.stock.adobe.com

Treppen zwischen Wohngeschossen benötigen einen Nachweis der Standsicherheit. Nur Treppen mit CE-Kennzeichnung, zum Beispiel handlaufgetragene Treppen, solche, die nach dem „Regelwerk handwerklicher Holztreppenbau“ gefertigt sind, zum Beispiel aufgesattelte Treppen und Wangentreppen oder Treppen mit gesondertem statischen Nachweis sind zulässig. Den Nachweis kann man sich in Zweifelsfällen vom Hersteller vorlegen lassen.

Unverhandelbar sollte das Geländer sein. Auch wenn man hin und wieder Treppen sieht, die keinen oder nur an der Wandseite einen Handlauf haben, ist das aus Gründen der Sicherheit nicht zu empfehlen.

In Sachen Kindersicherheit ist der Abstand von Geländerstäben wichtig. Er darf laut DIN max. 12 cm betragen, damit Kinder nicht zwischen den einzelnen Stäben hindurchrutschen können. Das gilt auch für den Abstand der Stufen bei offenen Treppen. Gegebenenfalls müssen unterseitig Leisten aufgeschraubt werden, um den Abstand zu verringern. Um Kleinkinder von Treppen ganz fernzuhalten, sind temporäre Kinderschutztüren empfehlenswert, die einfach am An- und Austritt von Treppenläufen befestigt und wieder entfernt werden können, wenn der Nachwuchs versiert im Treppensteigen ist.

Eine rutschhemmende Ausführung der Stufen ist sinnvoll, vor allem, wenn kleine und große Bewohner häufig auf Socken im Haus unterwegs sind. Das kann durch rutschhemmende Zusätze im Lack bzw. im Öl erfolgen. Gesetzlich vorgeschrieben ist das im Einfamilienhaus aber nicht.

Kreativ in Szene setzen lässt sich eine Treppe mit LED-Spots oder -Leisten. Eine gute Beleuchtung ist darüber hinaus auch in Sachen Sicherheit ein Gewinn.

LED-Stripes lassen heute völlig neue Beleuchtungsvarianten zu. So lassen sie sich unter Treppenstufen kleben und erhöhen so die Sicherheit. Auch LED im Handlauf, die nach unten auf die Treppenstufen leuchten, sind gleichermaßen schön und sicher. Foto: WoGi/www.stock.adobe.com

Was kostet eine Treppe?

Die Kosten für eine Treppe variieren stark und hängen von der jeweiligen Ausführung, den gewählten Materialien und der Verarbeitung ab. Hier ein paar Orientierungswerte:

  • Holztreppe in einfacher Ausführung: 3.000 bis 5.000 Euro.
    Beispiel: handlaufgetragene Treppe mit schlichtem Geländer
  • Individuelle, solide Treppe mit kleinen Extras: 5.000 bis 15.000 Euro
    Beispiel: Holz- oder Metallwangentreppe
  • Sonderausführungen in hochwertigen Materialien: 15.000 Euro und mehr
    Beispiel: Kragarmtreppe

Tipp für alle, die mit einem Bauträger oder Haushersteller bauen: Bei der Vertragsgestaltung darauf achten, welchen Betrag der Haushersteller oder Bauträger als Gutschrift eingestellt hat. Das wird dann relevant, wenn man die Treppe separat beauftragt, weil einem die vorgesehene Bauart nicht gefällt.

Fazit

Lage und Form einer Treppe hängen eng mit dem Hausgrundriss und den individuellen Wohnwünschen zusammen. Von einfach und funktional bis edel und verspielt gibt es unzählige Möglichkeiten, Treppen zu gestalten. Nicht zu kurz kommen sollten dabei Überlegungen zu Sicherheit, Komfort und Barrierefreiheit. Gemeinsam mit deinem Architekten, Haushersteller oder Treppenbauer lässt sich sicher eine passende Lösung finden.

Start typing and press Enter to search