Für ein sicheres Zuhause

Einbrecher verursachten im vergangenen Jahr einen Schaden von rund 340 Millionen Euro. Was man tun kann, um die eigenen vier Wände vor ungebetenen Besuchern zu schützen, erfährst du darum hier.

Texte: Dipl. Ing. (FH) Hans Graffé

Wohnungseinbrüche in Deutschland

Für 2024 verzeichnet die bundesweite Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 78 436 Wohnungseinbrüche, einschließlich Einbruchsversuche*. Das ist ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr, der aber weiterhin deutlich unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit liegt. Die Aufklärungsquote betrug 2024 gut 15 Prozent. Hinzu kommen 107 861 Fälle von Diebstählen aus Keller- und Dachbodenräumen sowie Waschküchen – ein Anstieg von 6,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Beliebte Beute sind beispielsweise hochwertige E-Bikes.

Einbrecher öffnet Gitter über Kellerfensterschacht.
Die Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied: Lichtschächte und Kellertüren sind beliebte Einstiegsorte und sollten daher entsprechend gesichert sein. Foto: www.k-einbruch.de

Wann, wo und wie eingebrochen wird

Die häufigste Methode ist das einfache Aufhebeln von Fenstern und Terrassentüren. Entgegen weit verbreiteter Meinung finden viele Einbrüche tagsüber statt, etwa während kurzer Abwesenheiten der Bewohner: Über ein Drittel aller Wohnungseinbrüche werden von solchen Tageswohnungseinbrechern begangen. Oft ist das psychische Nachspiel schwerer als der materielle Verlust: Viele Betroffene fühlen sich dauerhaft verunsichert, leiden unter Schlafstörungen oder Angstzuständen.

Einbruchschutz: Prioritäten setzen

Wer anfängt sich Gedanken um die Sicherheit des Eigenheims zu machen, stellt fest, dass das Spektrum der sicherheitserhöhenden Möglichkeiten riesig ist. Abschließbare Fenstergriffe, Überwachungskameras, digitale Tools für Smarthome oder lieber gleich eine Alarmanlage?

Damit man den Überblick behält, hilft die Einteilung in zwei Bereiche:

  • mechanische Sicherheitstechnik: Hier geht es ganz klassisch um Bauteile aus Stahl und Eisen: solide Fensterbeschläge, stabile Türschlösser, Absperrriegel etc.
  • elektronische Sicherheitstechnik: Hierzu zählen beispielsweise Kameras, elektronische Schlösser, Smarthome-Systeme und Alarmanlagen.

Nach Ansicht der Kriminalpolizei geht auch im Zeitalter von Smarthome an einem mechanischen Grundschutz aller Öffnungen rund ums Haus kein Weg vorbei. Elektronische Systeme können diesen Schutz aber sinnvoll ergänzen, z.B. indem Kameras unbefugte Personen erkennen oder im Urlaub durch Ein- und Ausschalten des Lichts eine Anwesenheit simuliert wird. Die Polizei plädiert für die einfache Faustregel „mechanisch sichern, elektronisch überwachen“.

Überwachungskamera im Freien an der Hausfassade befestigt.
Überwachungskameras geben einen Überblick darüber, wer sich dem Haus (ungebeten) nähert – und haben gut platziert auch abschreckende Wirkung. Foto: APchannel/www.elements.envato.com

Mechanische Sicherheit als Basis

Mechanische Sicherungen sind deshalb so wichtig, da sie die Zeit verlängern, die Einbrecher zum Öffnen benötigen. Und die Erfahrung zeigt: Viele Einbruchversuche werden abgebrochen, wenn das Öffnen zu lange dauert.

Für ebenerdige, leicht zu erreichende Fenster und Terrassentüren bedeutet das, dass der umlaufende Beschlag mindestens mit Pilzkopfzapfen ausgestattet sein sollte. Diese verbinden den Flügel formschlüssig mit dem Rahmen und erschweren das Aufhebeln. Fenster mit Pilzkopfzapfen sind bei manchen Herstellern Standard, andere bieten sie – oft in Verbindung mit weiteren Sicherheitsmerkmalen – unter Begriffen wie zum Beispiel „erhöhte Sicherheit“ an. Haustüren weisen konstruktionsbedingt häufig bereits in Standardausführung ein ordentliches Sicherheitsniveau auf. Zudem sind sie oft von der Straße her einsehbar und werden daher seltener als Zugangsort von Einbrechern gewählt. Ein sinnvolles Basis-Feature ist hier die automatische Verriegelung, gegebenenfalls auch mit Motorschloss. Sie gewährleistet, dass die Tür bereits durch bloßes Zuziehen verriegelt ist.

Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, entscheidet sich für Fenster und Türen mit zertifizierter Einbruchhemmung nach DIN EN 1627. Die wurden von neutraler Stelle geprüft und in Widerstandsklassen von RC1 bis RC6 eingeteilt (RC = Resistance Class“). Je höher, desto besser der Einbruchschutz. Im Wohnungsbau geht es meist nicht über RC3 hinaus, höhere Klassen sind für öffentliche Gebäude, Ämter etc. gedacht. Die Polizei empfiehlt als Basisschutz im Ein- und Zweifamilienhaus RC2 (= Sicherheitslevel „B“).

Tipp: In Sachen Einbruchschutz die ganze Gebäudehülle in den Blick nehmen. Auch Lichtschächte, Kellerfenster oder Garagentore haben sich schon häufig als Schwachstellen erwiesen.

Elektronische Sicherheit & Smarthome

Mit elektronischen Tools lässt sich teilweise schon für wenig Geld das Sicherheitsgefühl deutlich erhöhen. Sie können beispielsweise:

  • unbefugten Zutritt erkennen und melden (Bewegungsmelder, intelligente Kameras …)
  • Anwesenheit vortäuschen, z.B. im Urlaub (smarte Leuchten, Rollläden und Elektrogeräte)
  • offene Fenster und Türen melden (Fenster-/Türsensoren)
  • Angriffe auf Fensterscheiben erkennen (Glasbruchmelder)
  • Zutritte kontrollieren und protokollieren (smarte Türschlösser, Videosprechanlagen, …)
  • Schlüsselverlust vermeiden (Finger- oder Irisscanner statt Schlüssel)

Kameras, Bewegungsmelder & Co. sind heute vielfach Plug & Play“-Geräte, die einfach zu installieren sind und mehr oder weniger autonom arbeiten. Das volle Potenzial schöpfen die digitalen Helfer jedoch durch das Einbinden in Smarthome-Systeme aus. Es können sowohl zentrale Systeme wie Amazon Alexa oder Google Home als auch herstellerspezifische Lösungen und offene Systeme genutzt werden. Auch reine Sicherheitssysteme stehen zur Verfügung.

Eine Frau kontrolliert auf dem tablet verschiedene Smarthome-Komponenten.
Von der Beleuchtung über Jalousien bis hin zu Überwachungskamera und Alarmanlage: All diese Sicherheitskomponenten lassen sich bequem auf dem Tablet oder Smartphone kontrollieren und steuern. Foto: Wavebreakmedia/www.elements.envato.com

Mit Smarthome-Systemen können Szenarien definiert werden, die Einbrecher abschrecken (Anwesenheitssimulation) oder in die Flucht schlagen (Alarmton und „Licht an“ bei Sichtung einer unbefugten Person, Push-Nachricht aufs Handy etc.) Bei der Auswahl der Komponenten sollte man sich unter anderem mit den Aspekten „Fehlalarme vermeiden“, Datenschutz (bei Kameras) und nicht zuletzt IT-Sicherheit beschäftigen.

Um die Kompatibilität des jeweiligen Produkts mit dem eigenen System zu gewährleisten, ist genaues Hinschauen gefragt. Es werden die unterschiedlichsten Funkprotokolle verwendet: WLAN/IP, Dect, ZigBee, Z-Wave, EnOcean – um nur einige zu nennen. Bei Weitem nicht jedes Produkt kann mit jedem Steuerungssystem. An Bedeutung gewinnt zusehends der Kommunikationsstandard Matter, der mit dem Funkstandard Thread arbeitet. Matter wird u.a. von Amazon, Google, Samsung und Apple unterstützt. Vorteil: Matter verbindet die Produkte unterschiedlichster Hersteller unter einer Oberfläche.

Eine Frau  im Wohnzimmer mit Smartphone in der Hand und tablet an der Wand, das mögliche smarte Steuerungen zeigt.
Smarte Systeme schaffen Sicherheit – zu Hause und von unterwegs.
Foto: RossHelen/www.elements.envato.com

Alarmanlagen

Das sollte man wissen: Ein Smarthome-System ist keine Alarmanlage, wenngleich beides auch immer weiter zusammenwächst. Alarmanlagen, präziser „Einbruchmeldeanlagen“ bieten einen besonderen Schutz und haben bei einem hohen Sicherheitsbedürfnis nach wie vor ihre Berechtigung. Sie sollten immer von Fachunternehmen installiert werden – sorgfältige Beratung vorab inklusive. Hierbei geht es z.B. um den Umgang mit Haustieren (Fehlalarm?), die Notstromversorgung und die Sabotagesicherheit.

In fast allen Bundesländern in Deutschland führen die Landeskriminalämter Listen mit Unternehmen, die vom jeweiligen Landeskriminalamt als Errichter für elektronischen und/oder mechanischen Einbruchschutz anerkannt sind. Diese Unternehmen haben nachgewiesen, dass sie in der Lage sind, die von der Polizei empfohlene geprüfte/zertifizierte Sicherheitstechnik gemäß der einschlägigen Normen korrekt einzubauen und soweit notwendig zu warten.

Der Faktor Mensch

Dass die genannten Präventionsmaßnahmen wirken, belegt der hohe Versuchsanteil beim Wohnungseinbruch: So blieben im Jahr 2024 nahezu die Hälfte (45,7 Prozent) der Einbruchsdelikte im Versuchsstadium stecken*.

Auch mit dem eigenen Verhalten kann man eine Menge dazu beitragen, dass das eigene Heim sicher ist. Denn offene Garagentore, gekippte Fenster oder unverriegelte Haustüren machen es Einbrechern allzu leicht. Und den mehrwöchigen Urlaubsaufenthalt über Social-Media-Kanäle mit dem Rest der Welt zu teilen, ist auch keine allzu gute Idee. Denn Kriminelle nutzen soziale Netzwerke, um potenzielle Opfer auszuspähen. Über die besuchten Veranstaltungen eines Users lässt sich leicht die Wohnregion oder gar der Wohnort ausfindig machen.

Tipp: Mit Fragen zu Sicherheit und Einbruchschutz an die kriminalpolizeilichen Beratungsstellen wenden. Die nächstgelegene Beratungsstelle findest du hier:
www.k-einbruch.de/beratungsstellensuche

*Polizeiliche Kriminalstatistik, Zusammenfassung unter www.k-einbruch.de

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