Kreative Wandgestaltung
Wände können als großformatige Gestaltungsflächen dienen und prägen das Ambiente unseres Zuhauses. Ob wir sie klassisch mit einer Tapete, einem Farbanstrich oder Fliesen versehen, ist ganz unserer Kreativität und unserem persönlichen Geschmack überlassen. Wir zeigen euch, welche Möglichkeiten zur Auswahl stehen, warum sich manche Materialien für bestimmte Bereiche besser eignen als andere und wie sich sogar die Akustik eurer Innenräume durch das Wanddesign beeinflussen lässt.
Texte: Sylvia Gatzka
Die Wandgestaltung ist eine sehr individuelle Angelegenheit und reicht weit über die klassische Raufasertapete, den unifarbenen Anstrich und die für Küche und Bad üblichen Fliesen hinaus. In der Wandgestaltung spiegelt sich nämlich nicht nur der Zeitgeist, sondern auch der persönliche Geschmack wider. So unterschiedlich wie unsere Wesensarten, so vielfältig sind auch die Akzente, die beispielsweise mit mutigen Fototapeten, gemütlichen Holzpaneelen oder ausgefallenen Spiegelfliesen gesetzt werden können.

Welche Möglichkeiten gibt es für Wände?
Um euch die Orientierung in dem stetig wachsenden Angebot an Gestaltungsweisen für Wände zu erleichtern, haben wir einige grundlegende Arten mit dazugehörigen Beispielen zusammengetragen.
Arten der Wandgestaltung | Beispiele |
Tapezieren | Raufaser, Vliestapete, Malervlies, Papiertapete |
Streichen | Dispersionsfarbe, Silikatfarbe, Leimfarbe, Kalkfarbe |
Kleben | Fliesen, Paneele, Glas |
Verputzen | Streichputz, Rollputz, Baumwollputz, Mikrozement |
Wanddeko | Lebendige Wandgestaltung (Wandbegrünung) |
Wie passt man die Wandgestaltung an den jeweiligen Raum an?
Neben der optischen Wirkung, die mit einer großflächigen Wandgestaltung erzielt werden soll, spielen auch die praktischen Eigenschaften eine wichtige Rolle. Heutzutage gibt es eine Fülle an Techniken und Materialien, die das Gestalten einzigartiger Wandoberflächen möglich machen. Damit diese alltagstauglich sind und dem Zweck der Räumlichkeiten entsprechen, sollten jedoch einige Merkmale der Materialien beachtet werden. Wir stellen euch unter drei Kategorien ein paar Produktbeispiele vor, die dabei helfen können, Ästhetik und Funktionalität miteinander zu vereinen.
Robust und alltagstauglich
In häufig frequentierten Bereichen mit einer hohen Gebrauchsintensität wie beispielsweise Kinderzimmern, Fluren und am Treppenaufgang, sollte eine strapazierfähige Wandgestaltung zum Einsatz kommen. Hierzu zählt die in Deutschland nach wie vor als Klassiker bekannte und robuste Raufasertapete. Sie kann mehrfach überstrichen werden, sollte einmal die Muse aufkommen, den Raum in neue Farben zu tauchen, und ist daher auch nachhaltig. Pendants zu der Raufasertapete sind die Vlies- und Glasfasertapete, die beide ebenso strapazierfähig und leicht zu verarbeiten sind.
Fällt die Entscheidung auf eine Wandfarbe, dann lohnt es sich, in einen abwaschbaren Anstrich zu investieren,
der über eine gute Nassabriebklasse verfügt. Die Skala reicht von eins bis fünf, wobei eine Farbe mit der Nassabriebklasse eins besonders robust ist und einen Schichtdickenverlust von weniger als fünf Mikrometern
bei 200 Scheuerzyklen besitzt. Pflegeleichter Putz ist für hochstrapazierte Bereiche ebenfalls eine praktische Alternative.
Wasserunempfindlich
Die Wandgestaltung in Bad und Küche sollte unbedingt feuchtraumgeeignet sein. Zu den wasserunempfindlichen Wandoberflächen zählen beispielsweise Fliesen. Sie lassen sich leicht reinigen, sind hygienisch und robust, weshalb sie oft aus praktischen Gründen zum Einsatz kommen.
Doch auch in puncto Optik können Fliesen eine hervorragende Wahl sein. Sie sind in den unterschiedlichsten Formaten, Farben und Mustern erhältlich und bieten dank ihrer vielfältigen Oberflächen in matt oder glänzend eine große Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten. Gerade in einer offenen Küche liegt das Augenmerk der Wandgestaltung oft auf der Rückwand des Arbeitsbereichs, weshalb dieser nicht nur pflegeleicht, sondern auch visuell ansprechend sein sollte. Neben der Ausführung mit Fliesen stehen hier auch Möglichkeiten aus Glas oder Plexiglas zur Auswahl, die mit geschmackvollen Motiven versehen sein können.
Im Trend für das Badezimmer liegen aktuell auch feuchtraumgeeignete und abwaschbare Vinyl- oder Vliestapeten. Sie schaffen in Kombination mit Fliesen oder Putz einen ganz individuellen Look in jeder Wellnessoase.
Für eine gute Raumakustik
In Räumlichkeiten mit schlechten akustischen Eigenschaften fühlen wir uns unwohl, denn es ist unangenehm
laut und hallt. Gerade in kommunikativen Bereichen wie dem Wohnzimmer, in dem mehrere Menschen zusammenkommen, kann das Gesagte so schnell unverständlich werden. Lärm und Unruhe in den eigenen vier Wänden sind nicht nur lästig und stören die Konzentration, sondern können sogar unsere körperliche und geistige Gesundheit beeinträchtigen. Dies äußert sich beispielsweise in Form von Kopfschmerzen, Müdigkeit und Stress. Glücklicherweise stehen für dieses Problem mehrere Lösungsmöglichkeiten zur Auswahl und auch deine Wandgestaltung kann viel bewirken.
Neben den klassischen Lösungen zur Verbesserung der Raumakustik, wie beispielsweise dem Auslegen von Teppichen, Aufhängen von Akustikbildern oder Aufstellen von „schallbrechenden“ Polstermöbeln, können auch ästhetisch ansprechende Akustikpaneele an den Wänden angebracht werden. Diese gibt es in den ver-schiedensten Ausführungen wie beispielsweise in Holzoptik, sodass sie neben einer verbesserten Raumakustik auch den jeweiligen Bereich ästhetisch aufwerten. Darüber hinaus könnt ihr ein Stück Natur in euer zu Hause bringen und euch für eine modulare Wandbegrünung entscheiden. Diese Module verbessern neben der Akustik auch das Mikroklima im Zimmer, da die Blätter Feuchtigkeit abgeben und in der Heizperiode einer trockenen Raumluft vorbeugen.

Foto: vanitjan/www.elements.envato.com
Was muss bei der Vorbereitung des Untergrunds beachtet werden?
Solltet ihr euch nun für eine Wandgestaltung entschieden haben, so ist auch wichtig zu beachten, dass für manche Oberflächen der Untergrund entsprechend vorbereitet werden muss. Man unterscheidet zwischen dem Grundputz, der den Untergrund ebnet, und dem Dekorputz, der als Gestaltungselement dient. Beim Verputzen muss beispielsweise auf die Körnung, also die Größe und Beschaffenheit des Korns, geachtet werden, da diese großen Einfluss auf die Optik und Haptik der Oberfläche hat. Mit dem richtigen Putz lassen sich zudem Raumklima und Akustik beeinflussen. Um der Bildung von Schimmelpilz vorzubeugen, sollte der Putz außerdem wasser-dampfdurchlässig und wärmeleitend sein. Zur Auswahl stehen beispielsweise Lehm, Kalk, Gips und Wärme-dämmputz, deren Eigenschaften ihr folgender Tabelle entnehmen könnt:
Putz | Eigenschaften |
Lehm | Vorteile: feuchtigkeitsregulierend, kann Schadstoffe und Gerüche binden, wärmespeichernd, schallhemmend, brandschützend Nachteil: bei dauerhafter Feuchtigkeit kann es zu Schimmelpilzbildung kommen |
Kalk | Vorteile: atmungsaktiv, feuchteregulierend, wärmespeichernd, schadstoffbindend, schallhemmend, brandschützend, desinfizierende- und schützende Wirkung vor Schimmel-, Algen- oder Pilzbefall (aufgrund hoher Alkalität) |
Gips | Vorteile: atmungsaktiv, feuchtigkeitsregulierend, wärmespeichernd, schnell abbindend, brand- und schallhemmend, Naturgips ist frei von Schadstoffen Nachteil: bei REA-Gips sollte man sich beim Hersteller über die Reinheit informieren, da hier eine Schwermetallbelastung möglich ist |
Wärmedämmputz | Besteht meist aus Kalksand- bzw. Kalksand-Zement-Gemisch, Wärmeleitfähigkeit liegt unter 0,2 W/mK |
Bei Gipsplatten ist kein Grundputz nötig und um sie anzugleichen, werden Spachtelarbeiten vollzogen. Da die Arbeiten in vier Qualitätsstufen ausgeführt werden, die sich nach dem gewünschten Oberflächen-Finish richten, solltet ihr euch auch hier frühzeitig überlegen, welchen Look ihr euren Wänden verpassen möchtet. Die Güteklassen der Spachtelarbeiten werden als Q1, Q2, Q3 und Q4 abgekürzt, wobei es sich um eine rechtsverbindliche Definition handelt, die durch die DIN-Norm 18363 festgelegt ist.
- Q1 steht für die Grundverspachtelung, bei der keine optischen Anforderungen gestellt werden. Auf diesem Untergrund kannst du zum Beispiel Fliesen anbringen.
- Q2 ist eine Standardverspachtelung, die bei den meisten Fertighausherstellern auch im Standardpreis enthalten ist. Dieser Untergrund ist etwas glatter und eignet sich beispielsweise für Raufasertapeten oder Strukturanstriche.
- Q3 steht für die sogenannte Sonderverspachtelung. Aufgrund der minimierten Abzeichnungen lässt sich der Untergrund mit nicht strukturierten Anstrichen versehen.
- Q4 steht für eine vollflächige Verspachtelung und gilt als höchste Qualitätsstufe. Sie ist mit einem größeren Arbeitsaufwand verbunden und eignet sich für glänzende Beschichtungen oder Lasuren.
Weitere Infos zu den verschiedenen Qualitätsstufen und Tipps von Susanne findet ihr in folgendem Video:
Inwiefern tragen Farben und Motive zur Raumwirkung bei?
Größer, höher, breiter, heller – die Wandgestaltung beeinflusst bekanntlich die Raumwirkung in einem erstaunlichen Maße. Doch wie geht das genau? Beginnen wir mit der Wandfarbe, denn hier ist nicht nur der Ton ausschlaggebend, sondern auch, welche Wand durch die Farbe hervorgehoben wird. Beispielsweise kann ein kleinerer Raum größer und einladender erscheinen, wenn ihr die Wände in hellen Farben, vorzugsweise Weiß oder in Pastelltönen streicht. Ratsam ist es dabei, die Regel „weniger-ist-mehr“ zu befolgen, denn zu viele unter-schiedliche Farben können schnell erdrückend wirken. Mit maximal drei Farben lässt sich ein harmonisches Gesamtbild erschaffen.
Farb-Trend: Bei dem sogenannten „Colour Drenching“ (to drench in colour = in Farbe tauchen), der in Großbritannien schon seit längerem en vouge ist, geht man aufs Ganze. Dabei wird nämlich der gesamte Raum – Einrichtungsstücke, Türrahmen und Fensterrahmen miteinbegriffen – von der Fußleiste bis zur Decke in demselben Farbton gestrichen. Dies lässt kleine Räume größer wirken und weniger ästhetisch ansprechende Objekte wie beispielsweise die Heizkörper, optisch in den Hintergrund treten. |
Möchtet ihr einer einzelnen Wand einen neuen Anstrich verpassen, so sollte mit Bedacht gewählt werden, wo der Akzent gesetzt wird. Eine farbenfrohe Wand schafft nämlich nicht nur Gemütlichkeit, sondern kann den Raum zeitgleich optisch strecken, verkürzen oder breiter erscheinen lassen. Letztere Wirkung kann beispielsweise erzielt werden, indem ihr ein schmales Zimmer mit einer dunkleren Stirnseite verseht.
Auch Muster an den Wänden entfalten eine beachtliche Wirkung. So entpuppen sich vertikal oder horizontal gestreifte Tapeten beispielsweise als wahre Verwandlungskünstler. Längsstreifen machen einen Raum optisch höher, horizontale Linien haben eine verbreiternde Wirkung. Generell gewinnen Muster durch ihren belebenden Effekt aktuell an Popularität. Wer einen starken persönlichen Akzent setzen möchte, der kann auch auf ausgefallenere Gestaltungselemente zurückgreifen, wie beispielsweise eine individuelle Fototapete.
DIY-Wandgestaltung
Die meisten haben schon einmal eine Wand gestrichen oder tapeziert. Dass Lampen, Steckdosen- und Schalter-abdeckungen mit Malerkrepp abgeklebt werden müssen, ist daher bekannt. Viele wissen beispielsweise auch, dass es auf die Qualität der Farbe ankommt, um eine bessere Deckkraft zu erzielen. So braucht ihr nicht zweimal nach dem Pinsel zu greifen.
Im Gegensatz zu Malerarbeiten haben vor dem selbstständigen Verlegen von Fliesen hingegen viele Respekt. Doch auch das lässt sich mit handwerklichem Geschick, dem richtigen Werkzeug und einigen guten Ratgebern bewerkstelligen. Wichtig ist, dass beim Errechnen des Fliesenbedarfs immer ein „Reservepacken“ hinzugezogen wird. Außerdem muss der Untergrund fest, sauber und tragfähig sein. Für den optimalen Halt ist eine sorgfältige Grundierung notwendig, damit der Fliesenkleber wirkungsvoller ist und unerwünschte Nebeneffekte vermieden werden. Achtet dabei darauf, dass die Grundierung zu der Art des Untergrunds passt. Zum eigentlichen Fliesvor-gang gibt es Anleitungen und Tutorials. Es empfiehlt sich, die Ratschläge der Profis zu Materialangaben und Vorgehensweisen gewissenhaft umzusetzen, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erhalten, an dem du dich über eine lange Zeit erfreuen kannst.
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