Große Auswahl, kleiner Preis?

Die gestalterischen Möglichkeiten bei Innentüren sind groß, die Preisunterschiede allerdings auch. Worauf es bei der Suche nach den passenden Innentüren für das neue Zuhause wirklich ankommt.

Texte: Dipl. Ing. (FH) Hans Graffé

Innentüren – oft auch Zimmertüren genannt – trennen Räume im Inneren eines Hauses voneinander. Ihr Hauptzweck: Wohnbereiche optisch und akustisch voneinander abzugrenzen. Ganz anders sieht es bei Haustüren, Wohnungseingangstüren oder Kellertüren aus. Sie sind Teil der thermischen Gebäudehülle und müssen daher zusätzliche Anforderungen erfüllen – etwa in Sachen Wärmedämmung, Einbruchschutz oder Witterungsbeständigkeit. Um diese Türen geht es in diesem Ratgeber explizit nicht.

Zimmertüren unterliegen nicht nur praktischen Gesichtspunkten, sondern auch gestalterischen, und können eigene innenarchitektonische Akzente setzen – wie diese Stahl-Glas-Doppeltür zwischen Flur und Essbereich – oder sich aber einem Gesamtkonzept unterordnen. Foto: pro_creator/www.elements.envato.com

Ein weiterer Unterschied besteht zu Türen in gewerblich genutzten Gebäuden wie Büros, Hotels oder Praxen. Dort gelten oft erhöhte Anforderungen – zum Beispiel an Robustheit, Schallschutz oder Brandschutz. Solche Türen werden als Objekt- oder Funktionstüren bezeichnet. Wer in den eigenen vier Wänden auch eine gewerbliche Nutzung plant, etwa mit Praxis- oder Büroräumen, kann sich bei den Anbietern über die entsprechenden Möglichkeiten informieren.

Das hat jede: Türblatt und Zarge

Die wichtigsten Bestandteile einer Innentür. Illustration: Dworak & Kornmesser

Jede Innentür besteht aus Türblatt und Zarge. Das Türblatt ist der tragende, konstruktive Kern der Tür. In Deutschland wird dafür meist Röhrenspanplatte eingesetzt. Diese ist stabil, hat eine gute schalldämmende Wirkung und ist durch die röhrenförmigen Durchbrechungen auch nicht allzu schwer. Für Türen, die hohen Beanspruchungen ausgesetzt sind, kommen Vollspanmittellagen zum Einsatz, einfachere Varianten im Einsteigersegment bestehen aus Kartonwaben. Handwerklich gefertigte, hochwertige Türen haben Mittellagen aus Tischlerplatte.

Die Mittellage ist entscheidend für die ­Stabilität des Türblattes. Es gibt sie in unterschiedlichen Qualitäten und Preissegmenten. Illustration: Hans Graffé

Die Kanten sind die am meisten beanspruchten Stellen des Türblatts. Qualitätsanbieter legen daher besonderen Wert auf die Stoßfestigkeit der Beschichtung in diesem Bereich. Oft wird neben der Standardausführung von 0,8 mm eine Premiumvariante mit 2 mm Kantenstärke angeboten – eine empfehlenswerte Option. Ob man sich für stumpf einschlagende oder gefälzte Türblätter entscheidet, ist Geschmacksacke. „Stumpf einschlagend“ bedeutet, dass das Türblatt flächenbündig mit der Zarge abschließt. Das ergibt eine puristische, reduzierte Optik. Standard ist bei den meisten Anbietern die gefälzte Kante.

Der Türrahmen, im Fachjargon Türzarge genannt, stellt die Verbindung der Tür mit der Wand her. Am häufigsten werden sogenannte Umfassungszargen eingesetzt. Sie umschließen U-förmig die Laibung. Es gibt sie kantig, profiliert, mit Rundungen usw. – das ist eine Frage der persönlichen Vorliebe. Blockzargen sitzen im Gegensatz zu Umfassungszargen in der Laibung und schließen ein- oder beidseitig bündig mit der Wand ab. Sie passen stilistisch ideal zu stumpf einschlagenden Türen. Tipp: Flächenbündige Ausführungen unbedingt vorab mit dem Haushersteller oder Innenausbauer besprechen, denn sie müssen bereits früh im Bauablauf berücksichtigt werden.

Materialien und Oberflächen

Die Wahl der Oberfläche entscheidet nicht nur über die Optik, sondern beeinflusst auch die Alltagstauglichkeit und den Preis. Gängige Ausführungen sind:

  • Dekorfolie – Einsteigerprodukt mit überschaubarer Robustheit
  • CPL/HPL – gute Wahl für übliche Budgets. CPL steht für „Continuous Pressed Laminate“: Harzgetränktes Papier wird zu einer kratz- und abriebfesten Oberfläche verpresst, die auch starken Beanspruchungen standhält. HPL ist von den Eigenschaften her ähnlich, lediglich das Herstellverfahren ist ein anderes. Diese Schichtstoffe gibt es in unterschiedlichsten Dekoren, von Uni über Fantasiedekore bis hin zu Holzreproduktionen.
  • Furnier – für Holzliebhaber. Furnier ist eine nur wenige zehntel Millimeter starke Schicht aus echtem Holz. Furnier gibt es in vielen Holzarten, beispielsweise in angesagter Eiche oder schlichtem Ahorn. Die Oberfläche ist lackiert oder geölt.
  • Lack – hochwertige Ausführung

Türen aus Massivholz kommen vorwiegend bei Häusern im Landhausstil zum Einsatz. Sie bestehen klassischerweise aus Rahmen und Füllungen, vorzugsweise in einheimischem Nadelholz wie Fichte, Kiefer oder Lärche. Deckend lackierte Türen in Rahmen-/Füllungsoptik sind in der Regel nicht aus Massivholz. Sie haben einen Kern aus Spanplatte (siehe Absatz Türblatt), der mit Leisten und/oder Einfräsungen „verziert“ wurde, um die gewünschte Optik zu erzielen.

Ohne geht nichts: Schloss und Beschlag

Türdrücker gibt es in hunderten verschiedenen Designs, Oberflächen und Farben und auch mit ganz verschiedenen Funktionen, z.B. mit oder ohne Schloss. Foto: towfiqu98/www.elements.envato.com

Zu jeder Tür gehört ein Griff (Fachbegriff: „Drücker“) und meist auch ein Schloss. Während die Auswahl des Griffs überwiegend Geschmackssache ist, kommt es beim Schloss auf funktionale Aspekte an. So gibt es neben den bekannten Standardschlössern zum Beispiel sogenannte Magnetfallenschlösser. Die Türfalle wird hierbei von Magneten ins Schließblech gezogen. Vorteil: Die Tür schließt und öffnet sehr leise. Im geöffneten Zustand schließt die Falle zudem bündig mit der Türkante ab, es steht nichts vor – eine Lösung für Puristen.
Eine weitere recht neue Entwicklung sind Schlösser ohne Schlüssel. Bei dieser als „Smart2lock“ bekannten Technik hat der Türgriff einen kleinen integrierten Knopf (meist auf der Innenseite der Tür). Wenn man diesen Knopf drückt, wird die Tür ver- oder entriegelt. Das geht bequem mit einer Hand und eignet sich beispielsweise für Toilette, Bad oder Schlafzimmer. Verlorene Schlüssel? Mit „Smart2lock“ kein Thema mehr. Da die Türfläche außer durch den Griff optisch durch nichts gestört wird, ergibt sich eine sehr moderne, reduzierte Optik.

Lichtblick: Glastüren

Glastüren sehen nicht nur gut aus, sie bringen auch Helligkeit in den Raum und vergrößern diesen dadurch optisch. Bei einfachen Ausführungen wird in das Türblatt ein mehr oder weniger großer Lichtausschnitt eingebracht, der verglast wird. Da es sich hierbei um Standardtüren handelt, ist das eine ziemlich preisgünstige Lösung. Anders sieht es bei Ganzglastüren aus: Sie erfordern spezielle Konstruktionen zur Befestigung der Bänder, des Schlosses und des Griffes, was kostenmäßig zu Buche schlägt. Das Türblatt besteht aus Sicherheitsglas. Gläser in unzähligen Designvarianten stehen zur Verfügung, von glasklar über bedruckt oder mit Mustern versehen bis hin zu opak (lichtdurchlässig, aber blickdicht).

Sogenannte Lofttüren bestehen aus meist schwarzen, schlanken Metallrahmen mit Glasfüllung.
Foto: pro_creator/www.elements.envato.com

Immer beliebter werden sogenannte Lofttüren. Großflächige Verglasungen werden mit filigranen Rahmen aus Alu oder Stahl kombiniert. Pulverbeschichtet in Schwarz oder Anthrazit, ergibt sich der Charakter einer alten Fabriketage. Unterschiedliche Sprossenaufteilungen sind möglich. Lofttüren gibt es als Dreh- und Schiebetüren, mit Seitenteilen und auch als Raumsystem für das Abtrennen ganzer Wohnbereiche.

Problemlöser Schiebetür

Schiebetüren haben einen großen Vorteil: Sie benötigen weniger Platz als übliche Drehtüren. Das Türblatt steht nicht störend in den Raum hinein, sondern fährt vor die Wand oder verschwindet ganz darin. Damit bieten sich Schiebetüren als Problemlöser für beengte Platzverhältnisse an. Schiebetüren werden meist oben geführt („hängend“), das heißt, das Türblatt ist an einem Beschlag aufgehängt. der sich oberhalb des Türblatts in einer Schiene bewegt.

Schiebetüren können aus gestalterischen Gründen gewählt werden oder aber aus praktischen: Sie benötigen keinen Platz zum Aufschlagen der Türblätter. Schiebetüren können vor der Wand laufen oder aber in speziellen Wandtaschen „verschwinden“ wenn man sie öffnet. Foto: 2designbcn/www.elements.envato.com

Läuft die Tür vor der Wand an einer sichtbaren Schiene, so ist die Konstruktion einfacher, sprich kostengünstiger. Diese Türen eigenen sich auch für den nachträglichen Einbau. Nachteil: die Wand neben der Tür ist nur eingeschränkt nutzbar. Eleganter sind daher in der Wand laufende Schiebetüren. Die benötigte Wandtasche kann gemauert sein oder in Trockenbauweise ausgeführt: ein meist vorgefertigter Kasten wird in einen doppelt breiten Durchgang eingebaut und mit Gipskarton verkleidet. Das muss frühzeitig im Bauablauf berücksichtigt werden. Schiebetüren gibt es bei vielen Anbietern optisch passend zu Standardtüren. Der Beschlag bei vor der Wand laufenden Türen kann auch als Hingucker inszeniert werden, beispielweise optisch angelehnt an ein historisches Scheunentor.

Schiebetüren eignen sich auch als Raumteiler zur variablen Raumnutzung, zum Beispiel um die Küche vom Esszimmer zu trennen oder den Schlaf- vom Arbeitsbereich. Mit diesen Raumtrennsystemen lassen sich auch größere Öffnungen, zum Beispiel über die ganze Raumbreite verschließen. Man kennt sie vielleicht auch von begehbaren Kleiderschränken, wo sie oft zum Einsatz kommen. Sie laufen im Gegensatz zu klassischen Schiebetüren auf Rollen am Boden, also unten. Wissen muss man: Diese Systeme stellen meist nur eine geringe akustische Barriere dar, sind also eher hellhörig. Schalldämmende Ausführungen sind möglich, aber mit Mehrkosten verbunden, ebenso wie abschließbare Varianten.

Was sonst noch wichtig ist

Habt ihr euch schließlich für ein bestimmtes Modell entschieden, müsst ihr euch noch Gedanken zur Montage machen. Innentüren kann man prinzipiell auch als Laie setzen. Ob man sich das zutraut, hängt von der Erfahrung und dem handwerklichen Geschick ab. Schlecht montierte Zargen werden euch über Jahre hinweg ärgern, da die Tür nicht richtig schließt. Je hochwertiger die Tür, desto eher sollte man die Arbeit den Spezialisten überlassen.

Zweiflügelige Innentüren haben ihren Ursprung in Adels- und großbürgerlichen Wohnungen. Sie setzten die Übergänge zwischen zwei Räumen besonders in Szene. Foto: bialasiewicz/www.elements.envato.com

Abschließend eine Anmerkung zu den enormen Preisunterschieden bei Innentüren. Im Baumarkt kostet eine Tür zuweilen weniger als 100 Euro, im Fachhandel jedoch leicht ein Vielfaches. Wie ist das möglich?

Zunächst sollte man prüfen, was im vermeintlichen Schnäppchenpreis inbegriffen ist, denn oft werden Zarge und Beschlag zusätzlich berechnet. Bei Angebotstüren ist meist auch die Auswahl eingeschränkt. Es gibt nur bestimmte Oberflächen, Ausführungen und Maße. Wird etwa für den Flur eine Durchgangszarge benötigt oder für das Bad eine Schiebetür, sind diese nicht verfügbar. Das ist ärgerlich, möchte man doch alle Türen aus einem Guss haben.

Und nicht zuletzt ist Qualität im Sinne von Langlebigkeit und Funktionalität die Summe von Details. Hierzu zählen unter anderem verzugsfreie Türblätter, stoßfeste, hochwertige Oberflächen und Kanten sowie stabile Beschläge. Das alles hat seinen Preis.

Tipp: Hersteller, die der RAL-Gütegemeinschaft „Innentüren“ beigetreten sind, haben sich zur Einhaltung hoher Qualitätsstandards verpflichtet.

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