Kleine Fluchten – großes Gartenglück
Ein eigener Garten bietet zusätzlichen Frei- und Entfaltungsspielraum: zum Faulenzen in der Sonne, Gärtnern und Gestalten oder für gemütliche Treffen mit Freunden und Familie. Wie ihr aus diesem Wohnraum im Freien einen echten Lieblingsort macht, erfahrt ihr hier. Nur soviel schon vorab: Es kommt wieder einmal weniger auf die Größe an – dafür umso mehr auf eine gute Planung.
Text: Christine Meier; Quelle: Gärtner von Eden
Einen eigenen Garten mit loungiger Terrasse wünscht sich fast jeder. Denn sei es auch nur ein kleines Fleckchen Grün: Dies ist der perfekte Ort, um die Seele baumeln zu lassen und neue Kraft zu tanken. Außerdem kann man hier prima werkeln oder sich an der frischen Luft entspannen, die ersten Sonnenstrahlen des Tages oder lange Sommerabende im Freien genießen. Dabei fallen Gärten heute aufgrund des rar vorhandenen Baulands immer kleiner aus. Macht aber gar nichts: Denn gut geplant, lassen sich auch auf kompakter Fläche wunderbare Freiräume schaffen.
Von Anfang an mitplanen
Wichtig für einen schönen Garten ist eine gute Planung. Gartenexperte Peter Sturm aus Euskirchen in der Eifel ist Mitglied der Genossenschaft Gärtner von Eden und rät, den Garten bei Hausplanung und -bau direkt mitzudenken. Denn die Gestaltung des Hauses bestimmt, wo später die Terrasse liegt, welche Gartenflächen, Ausblicke und Übergänge ins Grüne entstehen. Außerdem müssen Haus- und Gartenbau auch in der Umsetzung keinesfalls nacheinander erfolgen. Das Verzahnen, zum Beispiel gleichzeitiges Verlegen von Strom- und Wasseranschlüssen, spart viel Zeit und Geld.
Da die meisten Neu-Gartenbesitzer nicht über tieferes Fachwissen zu Dingen wie Bodenqualität oder Mikroklima verfügen, sollten sie sich bei der Gartenplanung am besten vom Profi beraten lassen. Das gilt auch oder sogar ganz besonders für kleine Gärten. Denn die „verzeihen Ungenauigkeiten noch weniger als große“, weiß Peter Sturm. Natürlich ist es auch möglich, gewisse Arbeiten selbst umzusetzen, doch der Fachmann gibt zu bedenken, dass Gartengestaltung komplex ist und somit auf der Garten-Baustelle schon gut und gerne bis zu 15 Gewerke anfallen können: Diese reichen von Erdarbeiten und Elektroinstallation, über Wasseranschlüsse, Holz- und Maurerarbeiten bis hin zum Setzen von Steinen oder dem Gießen von Beton.

Foto: bialasiewicz/www.elements.envato.com
Outdoor-Living: die Terrasse
Der Garten ist die Erweiterung deines Wohnraums. Daher sollte auf die Gestaltung des Sitzplatzes besonderes Augenmerk gerichtet werden. Nicht nur die Anordnung der Türen im Hausinneren ist für die Lage der Terrasse zu berücksichtigen, sondern auch Sonnenverlauf, Wind- und Wärmeverhältnisse sind zu beachten. Damit der Sitzbereich auch an regnerischen Tagen und bis in die Nacht genutzt werden kann, sollte er überdacht sein und an einem Ort mit Abendsonne platziert sein. Außerdem empfiehlt es sich darauf zu achten, dass ihr in eurer grünen Oase neben sonnenbeschienenen Plätzen unbedingt auch Schattenplätze – durch Bäume, Sonnensegel und Schirme – einplant.
Platz für einen Esstisch oder eine Sonnenliege sollte die Terrasse bieten, wenn ihr gerne mit Freunden grillt oder in der Sonne chillt. Bedenkt aber auch, dass die Terrassengröße unbedingt zur restlichen Freifläche passen sollte. Behaltet also schon hier das Gesamtbild im Blick.
Familien- und Feierabendgarten
Bei der Planung eurer künftigen Freiluft-Oase ist es empfehlenswert, die Gegebenheiten des Grundstücks wie Sonnenlauf, Bodenqualität und Mikroklima ebenso zu berücksichtigen wie eure Anforderungen und Vorlieben als Gartennutzer. Ähnlich wie bei der Planung des Hauses gilt auch für den Garten: Überlegt euch, was ihr euch hier wünscht! Und zwar möglichst langfristig. Soll es Platz zum Spielen geben – und wenn ja wie viel? Soll es Nutz- und Naschpflanzen geben oder soll eine Art Wellness-Oase entstehen? Bedenkt dabei auch unbedingt, dass sich diese Wünsche in Zukunft verändern können.

Wer einen Familiengarten plant, sollte das Kunststück vollbringen, die Wünsche aller Familienmitglieder zu berücksichtigen. Das heißt, der Garten sollte kindgerecht geplant sein, aber gleichzeitig den Eltern Raum bieten, in dem sie auf ihre Kosten kommen. Hier lautet das Zauberwort Flexibilität. Also nicht nur die gegenwärtige Lebenssituation und die aktuellen Bedürfnisse der Kinder sehen, sondern bereits bei der Planung überlegen, wie einzelne Elemente im Laufe der Zeit umzunutzen sind: Beispielsweise kann ein Sandkasten später zum Wasserspiel oder als neuer Sitzplatz eingerichtet werden, rät Claudia Schaaf, Geschäftsführerin von Beran Gärten aus Neu Wulmstorf bei Hamburg und ebenfalls Mitglied der Gärtner von Eden. Wer statt auf Plastikrutsche und -schaukel auf natürliche Baustoffe setzt, kann diese zum einen ansprechender in den Garten integrieren und zum anderen später auch leichter entsorgen.
Manche Gartenelemente versprechen Erwachsenen wie Kindern einen Gewinn: Eine Hängematte lädt Jung und Alt gleichermaßen zum Entspannen ein, Beerensträucher mit Früchten zum Naschen, kleine Kräuter- und Gemüsebeete machen allen Familienmitgliedern Freude.
Chillen und grillen
Während sich Kinder naturgemäß vor allem mittags oder nachmittags im Freien aufhalten, kommen die Erwachsenen vor allem unter der Woche erst nach der Arbeit, also am Abend dazu, den Garten zu nutzen. Die Zeit, die Berufstätige im Freien verbringen, sinkt nicht, sie verlagert sich aber in die Abend- und Nachtstunden, hin zum Feierabendgarten. Kreativ geplant, bietet aber auch dieser vollen Gartengenuss.

Foto: RossHelen/www.elements.envato.com
Gerade nach Feierabend kann ein wenig Arbeit im Garten, bei der man direkten Kontakt mit der Natur hat, sehr entspannend sein. Zur Bepflanzung eignen sich Gräser sowie aus ästhetischer Sicht Blüten in pastelligen Tönen, da diese in den Abendstunden den Eindruck erwecken können, dass sie leuchten. Darüber hinaus bieten sogenannte nachtaktive Pflanzen – wie Nachtjasmin, Mondviole, Engelstrompete und japanischer Losbaum – Blüte und Duft in Dämmerung und Dunkelheit.
Besondere Beachtung sollte auch im „Abend-Garten“ der Gestaltung des Sitzplatzes gelten. Geschützt angelegt und überdacht, kann er bis spät in die Nacht und sogar an regnerischen Tagen genutzt werden. Achtet darauf, ihn bestenfalls so zu platzieren, dass er viel Abendsonne abbekommt. Geschützt von einer Mauer, die gespeicherte Sonnenwärme abstrahlt, wird’s hier noch gemütlicher. Außerdem sorgen Ausstattung und Möblierung wie eine Outdoorküche, Loungemöbel, ein Kamin, eine Feuerschale und stimmungsvolle Beleuchtung für schönes Ambiente und laden zu langen Abenden im Freien ein.
Die „Gärtner von Eden“ sind eine Genossenschaft von rund 50 Gartengestaltern, spezialisiert auf individuelle Gartenplanung. Zahlreiche Tipps und Trends sowie deinen passenden Garten-Planer findest du auf der Webseite der Gärtner von Eden! |
Der Traum vom pflegeleichten Garten
Auf der Wunschliste vieler Gartenbesitzer steht heute das Stichwort „Pflegeleichtigkeit“. Kein Wunder, haben doch immer mehr Menschen immer weniger Zeit in unserer digitalen, schnelllebigen Zeit. Darum ist die Sehnsucht nach einem naturnahen Ort zur Entschleunigung als willkommener Gegenpol zur Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit bei vielen groß: Natur erleben, Ruhe genießen, draußen wohnen und entspannen.
„Der Garten soll Erlebnis- und Entspannungsraum, nicht Arbeitsort sein“, sagt Garten- und Landschaftsbauer Stefan Arndt aus Rohrbach und Mitglied der Gärtner von Eden
Einen Garten, der gar keine Pflege braucht, gibt es allerdings nicht. Größe, Gestaltung und Pflanzenbestand bestimmen den Pflegeaufwand. Die Annahme, dass Rasenflächen wenig Arbeit machen, ist ein Irrglaube. Bedenkt man nur, dass Rasen im Sommer wöchentlich gemäht werden muss, kommt da viel Zeit zusammen. Helferlein wie Mähroboter und automatische Bewässerungen erleichtern heutzutage die Gartenarbeit.
Außerdem sind hier die Materialwahl und Ausführungen von Wegen, Terrassen, Sichtschutz und auch die Pflanzenzusammenstellung entscheidend. Glatte Oberflächen von Bodenbelägen lassen sich leichter reinigen und wer hier auf große Formate setzt, hat weniger Fugen, in denen sich Unkraut sammeln kann. Sehr pflegeleicht sind standortgerechte Staudenpflanzungen und langsam wachsende Gehölze sowie dichte, mehrjährige Pflanzungen, die das Unkraut aus den Beeten halten. Rasen ist hingegen im Feierabend-Garten zu pflegeintensiv, Mähen am Abend ist anstrengend, und wer hat dazu nach Feierabend noch Lust?

Statt den Boden großflächig zu versiegeln, empfiehlt Gartengestalter und Mitglied der „Gärtner von Eden“ Dirk Teske lieber eine durchdachte Bepflanzung. Denn Beete sind, sofern sie richtig angelegt wurden, mit das Pflegeleichteste, was ein Garten zu bieten hat. Bei der Pflanzenauswahl solltest du auf die Bedürfnisse der einzelnen Sorten achten: also Pflanzen kombinieren, die ähnliche Ansprüche haben, und diese an einem Standort versammeln. So kannst du ein Beet pflegen, ohne dich um Einzelschicksale kümmern zu müssen. Das spart Zeit und Arbeit. Vor allem, wer eine größere Fläche begrünen darf, sollte auf langlebige und genügsame Gewächse wie (Wild-)Stauden, Gräser und Farne setzen.
Klein – aber mein!
Ob groß oder klein: Auch Gärten müssen gegliedert, ausgebaut und eingerichtet werden: Zum einen, weil die wenigsten Grundstücke ideale Proportionen haben und zum anderen werden so auch schönere Wirkungen erzielt. Auf langen, schmalen Grundstücken sorgen Querriegel und Wege für angenehme Zonierung, in kurzen Gärten erzeuget ein Solitär im hinteren Bereich Tiefe. Durch Wände, Hecken oder Sichtschutzelemente können Gartenräume als Spiel-, Sitz- und Nutzbereiche angelegt werden. Diese Zonierungen schaffen Perspektiven und Sichtachsen, ohne die ein Garten schlichtweg langweilig bliebe.
Außerdem kann ein kleiner Garten durch geschickte Gliederung auch optisch größer wirken, da die verschiedenen Bereiche dem Auge Raum zum Wandern bieten und der Garten dadurch weitläufiger wirkt. Ein weiterer, recht einfacher Kniff: Setzt lieber auf eine kleine Anzahl großer Elemente als auf viele kleine. Der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) empfiehlt zudem, im hinteren Teil eher dunklere, kräftigere Pflanzen und vorne helle Blumen einzuplanen, um optische Weite zu schaffen. Auch der Wechsel zwischen Kies- und Holzflächen sowie großformatige Steine unterstützen diese Wirkung.
Eine veränderte Topografie – wie bei einem Senkgarten – macht den Garten interessant und erzeugt Tiefe. Auch Wege, die dem Grundstück entsprechend angelegt sind, können optisch verbreiternd und verlängernd wirken. Wichtig ist in kleinen Gärten auch ein entsprechender Sichtschutz: Hecken und Sträucher muten weniger massiv als Zäune und Mauern an, bieten eine grüne Kulisse und halten Lärm und Wind ab.


Foto links: Stefanie Grindinger/Stefan Arndt Gärtner von Eden
Foto rechts: Ferdinand Graf Luckner/Stefan Arndt Gärtner von Eden
In kleinen Gärten sollte der vorhandene Raum nie überfrachtet werden. Weniger ist hier mehr. Die Bepflanzung sollte auf jeden Fall sorgfältig gewählt und nicht zu dicht sein und Gehölze auf wenige Arten mit klarem Farbkonzept reduziert werden. Wo nur wenige Pflanzen Platz finden, empfiehlt sich, auf ganzjährige Attraktivität zu setzen: mit schöner Frühjahrsblüte, Früchten im Sommer und toller Herbstfärbung. Das ist außerdem pflegeleicht. Fachleute wie die Gärtner von Eden, haben noch viele weitere Tipps in petto. Diese professionelle Hilfe zahlt sich immer aus – schließlich bekommt ihr dann eine ganz individuell gestaltete grüne Oase.
Auch das Spiel mit Feuer und Wasser bietet vielfältige Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten. Fließendes oder sprudelndes Wasser sorgt für Lebendigkeit, größere, spiegelnde Wasserflächen suggerieren Ruhe und Weite. Zudem können Wasserbecken gliedernd und auch verbindend wirken. Hausnah ist eine beleuchtete Wasserfläche auch im Winter ein Blickfang. Feuerstellen schaffen eine gemütliche, romantisch-heimelige Atmosphäre.
Tipps & Trends
Durch den Klimawandel bekommen wir auch hierzulande immer deutlicher zu spüren, wie kostbar die Ressource Wasser ist. Es gilt daher, sorgsam mit dieser umzugehen: Trinkwasser einzusparen und, wo es möglich ist, stattdessen auch Regenwasser sinnvoll einzusetzen. Gesammeltes Regenwasser kann für viele wasserintensive Anwendungen im Außenbereich eingesetzt werden: zum Beispiel zur Rasenbewässerung und zur Reinigung der Terrasse. Und auch im Haus gibt es viel Sparpotenzial.

Die Sommer werden heißer, die Regenfälle weniger, aber heftiger. Pflanzenarten und -sorten, die gut mit Wetterextremen zurechtkommen, liegen also gezwungenermaßen im Trend und lösen empfindlichere Vertreter ab. „Besonders trockenheitsresistente Stauden wie zum Beispiel die Blauraute (Perovskia), Katzenminze (Nepata) oder Lavendel (Lavandlua) und Gehölze wie die Felsenbirne (Amelanchier) oder der Judasbaum (Cercis) sind gerade sehr gefragt“, so Expertin Marlene Daldrup aus Havixbeck im Münsterland, Geschäftsführerin von Daldrup Gärtner von Eden.
„In einem gesunden Garten sollte es vor Insekten wimmeln, denn viele von ihnen sind Nützlinge, machen ihn lebendig, indem sie Blüten bestäuben, Bioabfälle zersetzen und als Gartenpolizei Schädlinge bekämpfen“, erläutert Garten- und Landschaftsbauer Stefan Arndt.
Farbenfrohe und insektenfreundliche Pflanzen, die ein reiches Angebot an Nektar und Pollen liefern, sind außerdem angesagt. Kleinere und größere Wasserstellen als Brutstätte und Tränke, weniger Aufräumen im Herbst, um Insekten und auch Säugetieren ein Winterquartier zu bieten: All das sind Maßnahmen, um einen Garten tierfreundlicher zu machen. Zudem tragen die Insekten in einem erheblichen Maße zur Biodiversität in Gärten und damit in der gesamten Umwelt bei.