Für mehr Draußen-Zeit
Mit einer schicken Überdachung kann man eine Terrasse länger und intensiver nutzen. Welches Terrassendach am besten zu deinen Bedürfnissen passt, erfährst du hier.
Texte: Dipl. Ing. (FH) Hans Graffé
Vorteile einer Terrassenüberdachung
Vielen Menschen ist die Terrasse der liebste Platz ihres Zuhauses. Im Sommer verlagert sich ein Teil des Familienlebens nach draußen, hier wird gegessen, relaxt und gefeiert. Sonnenschirm, Markise & Co. bieten zwar Schutz vor der Sonne, die Nutzung bleibt jedoch auf trockene, warme Tage beschränkt. Ein festes Terrassendach dagegen bietet deutlich mehr:
- Schutz vor Regen, Schnee und Sonne: Die Terrasse lässt sich bei fast jedem Wetter nutzen.
- Die Saison verlängert sich vom Frühling bis in den späten Herbst.
- Gartenmöbel, Grills oder Holzböden sind vor Witterungseinflüssen geschützt, was ihre Lebensdauer verlängert.
- Vertikale Elemente an einer, zwei oder allen drei Seiten bieten auf Wunsch einen zusätzlichen Wind-, Wetter und Sichtschutz.

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Tipps für die Planung
Ein Terrassendach kann zwar nachträglich angebaut werden, idealerweise wird es jedoch bereits bei der Planung des Hauses berücksichtigt. Dabei wird geprüft, ob Vorgaben aus dem Bebauungsplan oder der Gestaltungssatzung existieren, z.B. hinsichtlich Dachform oder Materialien. Die Pfosten des Daches benötigen Fundamente, die mitgeplant werden müssen. Wichtig ist, dass das anfallende Regenwasser kontrolliert abgeleitet wird, im Idealfall ist die Integration in das Hausentwässerungssystem möglich. Dachneigung, Proportionen, Materialien oder Farben sollten so gewählt werden, dass sie auch gestalterisch zum Haus passen. Bei der Planung sind also baurechtliche, bautechnische, gestalterische und funktionale Punkte zu beachten. Je früher diese im Bauablauf berücksichtigt werden, desto besser.
Benötige ich eine Statik?
Die Standsicherheit eines Terrassendaches muss nachgewiesen werden, d.h. es ist eine Statik erforderlich. Berechnet werden hierbei neben dem Eigengewicht u.a. die Wind- und Schneelast, die Befestigungspunkte am Gebäude und am Fundament sowie die Kipp- und Durchbiegungsgefahr. Erstellt wird der Nachweis von Statikern oder Architekten mit entsprechender Berechtigung. Viele Anbieter verfügen über Typenprüfungen für ihre Systeme: bei Montage gemäß Herstelleranleitung reichen diese als Nachweis aus. Eigenkonstruktionen oder Sonderlösungen benötigen hingegen eine individuelle Berechnung.
Das tragende Gerüst: Alu, Holz oder beides?
Das tragende Gerüst einer hochwertigen Terrassenüberdachung besteht meist aus Aluminium, zuweilen auch aus einer Holz-Aluminium-Konstruktion. Aluminium hat viele Vorteile: es ist korrosionsbeständig, leicht, stabil und recycelbar. Reine Holzkonstruktionen gibt es auch, bei einfachen Produkten im Einstiegsbereich sollte man jedoch sehr genau hinschauen, inwieweit die eigenen Ansprüche erfüllt werden. Regionale Unternehmen, wie z.B. Zimmereien, bieten für Holzfreunde durchaus solide, individuell geplante Lösungen.
Dachmaterialien: von Glas bis Gewebe
Für das Dachmaterial gibt es mehrere Alternativen:
- Glas
- Photovoltaik-Elemente
- Lamellendach
- Wetterfestes Gewebe (à „Pergola-Markise“)
Hochwertige Terrassendächer aus Aluminium werden meist mit Glas kombiniert. Zum Einsatz kommt Verbundsicherheitsglas (VSG) in Stärken von 8 bis 12 mm. Geht einmal eine Scheibe zu Bruch, ist das Risiko sich zu verletzen, gering. Für kleinere Budgets sind Doppelstegplatten aus Kunststoff eine Alternative. Haltbarkeit und Ästhetik sind jedoch nicht mit Glas zu vergleichen. Glasdächer benötigen zur Wasserableitung immer ein Gefälle, empfohlen werden 5 Grad oder mehr. Wem die Optik eines geneigten Daches nicht gefällt, für den gibt es Systeme, bei denen das Gefälle in eine umlaufende horizontale Blende integriert ist. Zu einem Terrassendach aus Glas gehört zwingend ein Sonnenschutz. Als Markise kann er sowohl außenseitig als auch innenseitig angebracht werden.


Auch Photovoltaik-Elemente lassen sich als Dachmaterial einsetzen. Der Strom kann ins regionale Stromnetz eingespeist oder für den eigenen Bedarf verwendet werden – so macht man sich unabhängig von steigenden Stromkosten. Da das Solardach bereits als Schutz dient, kann gegebenenfalls auf eine zusätzliche Beschattung verzichtet werden: das spart Kosten. Ob PV-Module sinnvoll sind, hängt von der Ausrichtung des Daches, der Verschattung und weiteren Faktoren ab. Lass dich hierzu unbedingt beraten.
Der Star unter den Terrassendächern ist das Lamellendach. Motorgesteuerte, schwenkbare Alu-Lamellen lassen sich von ganz geschlossen bis nahezu offen einstellen. Damit bietet das Dach einen perfekten Schutz vor Sonne und Regen. Der Lichteinfall ist ganz nach Stimmung und Witterung regulierbar. Premiumvarianten verfügen über verfahrbare Lamellen, die nahezu den gesamten Dachbereich freigeben.

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Terrassenüberdachungen mit wetterfestem Gewebe werden überwiegend in Form sogenannter Pergola-Markisen angeboten. Hierbei handelt es sich also nicht um ein festes Dach, sondern um Markisen, die vorderseitig mit Pfosten versehen sind. Die sind deutlich stabiler und können auch bei höheren Windstärken ausgefahren bleiben. Pergola-Markisen sind üblicherweise nicht als Regenschutz gedacht. Für das Markisentuch kann jedoch ein wasserabweisendes Material gewählt werden, was zumindest einem leichten Regen standhält.
Ausstattung und Zubehör
Für welches System man sich auch entscheidet: Glasdach mit Sonnenschutz, Lamellendach oder Pergola-Markise: die Bedienung erfolgt am komfortabelsten elektrisch. Ob über Wandtaster, per Fernbedienung oder Handy-App ist Geschmackssache. Die Verkabelung sollte bereits in der Entwurfsphase berücksichtigt werden. Auch die Integration in Smarthome-Systeme ist möglich. Heizstrahler ermöglichen auch an kühlen Tagen oder langen Abenden den Aufenthalt im Freien. Angeboten werden in der Regel Infrarot-Kurzwellenstrahler, die für eine sofortige Erwärmung sorgen. Ein weiteres Komfortthema ist die individuelle Beleuchtung mit LED-Strahlern oder -Stripes. Sie werden von vielen Herstellern als Zubehör zu Terrassendächern und Markisen angeboten und sorgen für atmosphärisches Licht am Abend. Weitere Optionen sind Lüftungsmodule und senkrechte Volants als Sicht- oder Blendschutz.
Was kostet wie viel?
Aufgrund der Vielzahl der Parameter variieren die Preise für Terrassendächer stark. Die folgenden Richtwerte gelten für ein ca. 20 Quadratmeter großes Dach guter Qualität, ohne Montage und Fundamente:
- Für eine Holzkonstruktion mit Glasdach kann man mit 4.000 bis 7.000 Euro rechnen. Soll es eine Aluminiumkonstruktion sein, wird man auf Kunststoffplatten ausweichen müssen, um im Budget zu bleiben.
- Eine Alukonstruktion mit Glasdach liegt bei 7.000 bis 10.000 Euro.
- Hinzu kommt bei allen Glasdächern ein Sonnenschutz. Für eine außen liegende Markise beispielsweise sollte man weitere 3.000 bis 4.000 Euro einplanen.
- Terrassendächer mit PV-Modulen beginnen bei ca. 10.000 Euro. Kosten für zusätzlichen Sonnenschutz entfallen jedoch.
- Für ein Lamellendach muss man mit 15.000 Euro und deutlich mehr rechnen.
Vom Terrassendach zum Glashaus
Viele Terrassendächer der etablierten Anbieter lassen sich mit Seitenelementen in Form von Schiebesystemen, Glasfaltwänden oder Festverglasungen zu rundum geschlossenen Glashäusern aufwerten. Diese, auch Sommergarten genannten Räume, verlängern die Freiluftsaison bis in den Oktober hinein und bieten ganzjährig Schutz für Terrassenmöbel
und -zubehör.
Oder doch lieber ein Wintergarten?

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Im Unterschied zum Glashaus bzw. Sommergarten ist ein Wintergarten eine vollwertige Wohnraumerweiterung. Er ist beheizbar und stellt hohe Anforderungen an Wärmedämmung und Konstruktion. Auch (automatisierter) Sonnenschutz und Belüftung sind obligatorisch. Schon aus dieser kurzen Beschreibung wird deutlich: Ein Wintergarten erfüllt gänzlich andere Funktionen und bewegt sich damit auch preislich in einer anderen Liga. Wichtig: Ein Sommergarten lässt sich nicht nachträglich zu einem Wintergarten aufrüsten! Welche Variante die richtige ist, sollte man anhand des eigenen Anforderungsprofils mit dem Planer oder Architekten besprechen.






